Imkern im Jahreslauf

Wir möchten hier für Sie ein Imker- bzw. Bienenjahr beispielhaft beschreiben. Beispielhaft deshalb, da es in der Imkerei viele verschiedene Methoden gibt und jede ihre Vor- und Nachteile hat. Hat man an einem Imkerlehrgang teilgenommen und einige Jahre die Imkerei betrieben, so findet man für sich den „richtigen Weg“.

Die Imkerei ist für Menschen, die eine Mischung aus Handwerk und Natur suchen, das perfekte Hobby. Dabei wird das Handeln des Imkers durch den Jahresrhythmus der Bienen bestimmt. Dieser ist jedoch nicht wirklich festgelegt, sondern wird durch die Witterung und das vorhandene Nahrungsangebot in der Natur beeinflusst.

Das Bienenjahr beginnt im August mit dem auffüttern des Bienenvolkes. Der Imker ersetzt den  von ihm geernteten Honig durch Zuckerwasser das die Bienen mit dem noch in der Natur vorhandenem Nektar in ein für sie gut verträgliches Winterfutter in die Waben einlagern.

Wenn die Außentemperaturen auf unter plus 8 Grad Celsius herunter gehen beginnen die Bienen die Wintertraube zu bilden. Das Volk hat jetzt nur noch rund 10-15.000 Bienen (gegenüber im Sommer wo es bis auf 40-45.000 Bienen anwächst). In der Wintertraube erzeugen die Bienen eine Temperatur auch bei strengem Frost von ca. minus 20 bis 25 Grad Celsius.   

Im Januar und Februar, wenn die Außentemperaturen noch niedrig sind, beginnen die Bienen in der Wintertraube  mit der Aufzucht der ersten Brut um zum erwachen der Natur rechtzeitig wieder genügend Sammlerinnen zu besitzen. Dazu wird das Brutnest auf ca. plus 34 Grad Celsius erwärmt.

Das Bienenvolk besteht aus einer Königin (eierlegendes Weibchen), den Arbeitsbienen (nicht geschlechtsreife Weibchen), und in den Monaten April bis August/September aus Drohnen, den männlichen Bienen.

Der Winter ist für den Imker die Zeit, in der das neue Imkerjahr vorbereitet werden sollte. Das im letzten Jahr verwendete Equipment ist zu reinigen, evtl. Instand zusetzen und neues benötigtes Material zu beschaffen.

Bei steigenden Temperaturen im Frühling sollte der Imker den Nahrungsvorrat durch kurze Kontrollen der Randwaben oder durch anheben der Beute (Fachausdruck für die Bienenwohnung) kontrollieren und falls notwendig Futter hinzugeben, da das Volk bei steigenden Temperaturen aktiver wird und durch  die Bruttätigkeiten einen hohen Nahrungsbedarf hat.

Im März/April, wenn der erste Nektar und Pollen in größeren Mengen dem Bienenvolk als Nahrung zur Verfügung steht, erweitern die Bienen ihr Brutnest und damit beginnt für den Imker die Arbeit an seinem Bienenvolk, mit regelmäßigen Kontrollen im Abstand von etwa acht Tagen. Die Kontrollen werden bis etwa Juni durchgeführt und dienen der Schwarmverhinderung.

In der modernen Imkerei werden die Bienenvölker in Magazinbeuten gehalten. Diese sind modular aufgebaut und werden aus einzelnen Teilen zusammengesetzt, sodass der Imker das Brutnest zum durchsehen des Bienenvolkes auseinandernehmen kann. In der Regel besteht die Beute im Frühjahr aus einem Boden (beinhaltet in erster Linie das Flugloch), zwei auf den Boden aufgesetzten „Etagen“ (werden Zargen genannt) und einem Deckel. In den Zargen befinden sich die Waben, je nach Größe und Art der Zargen 9 bis 12 Stück.

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Die Bienen legen unterschiedliche Waben an, mit kleineren Zellen für Arbeiterinnenbrut, und etwas größere für die Drohnenbrut die Weiselzellen (für die Königin) sind am größten und hängen mit der Öffnung nach unten. In den Waben wird auch der Honig (kohlenhydrathaltiges Bienenfutter) oder Blütenpollen (eiweißhaltiges Bienenfutter) gelagert.  

Während die Arbeiterinnen in ihrem kurzen Sommerleben vielfältige Aufgaben (wie z.B. Brutpflege, Honigverarbeitung etc.) im Volk erledigen, haben die Drohnen nur die Aufgabe, Königinnen zu begatten. Deshalb ist Drohnenbrut auch nur über einen gewissen Zeitraum (Frühjahr bis Sommer) im Bienenvolk vorhanden, und die Drohnen werden von den Arbeiterinnen auch nur im genannten Zeitraum im Bienenvolk geduldet.

Bei der weiteren Durchsicht des Bienenvolkes achtet der Imker auch darauf, dass die verschiedenen Stadien der Arbeiterinnenbrut auf den Waben vorhanden sind. Eine Arbeiterin entsteht aus einem von der Königin gelegtem befruchteten Ei und durchläuft bis zur fertigen Arbeiterin verschiedene Entwicklungsstadien (Ei > Made > Puppe > Arbeiterin).  Die Entwicklung einer Drohne verläuft ähnlich, unterscheidet sich aber dadurch, dass die Königin ein unbefruchtetes Ei in eine größere  Zelle in einer Drohnenwabe ablegt und die Drohne eine um drei Tage längere Entwicklungszeit hat. Sind alle Entwicklungsstadien der Brut und insbesondere Eier zu sehen, so ist das für den Imker ein Indiz dafür, dass sich die Königin noch unbeschadet im Bienenvolk befindet. Denn nicht immer ist es einfach, die Königin unter den vielen anderen Bienen ausfindig zu machen, sodass der Umweg über das vorhanden sein von Eiern oft der leichtere Weg zur Kontrolle der Königin ist.

Da die Königin bis zu 2.000 Eier pro Tag legt, wächst die Volksstärke bis zur Sommersonnenwende schnell auf das bis zu 3 ½ bis 4 fache der Wintervolksstärke an (Gesamtstärke 40-45.000 Bienen), sodass die zwei Zargen der Bienenbeute im April/Mai schnell mit Bienen gefüllt sind. In Verbindung mit der Blütenpracht in der Natur ist es nun Zeit für den Imker, die dritte Etage (dritte Zarge, Honigraum) auf die Bienenbeute aufzusetzen. Diese dritte Zarge gibt den Bienen wieder Platz und soll nach den Wünschen des Imkers von den Bienen nur mit Honig gefüllt werden. Dazu legt der Imker zwischen die zweite und dritte Zarge ein Gitter. Dieses gibt aufgrund seines Gitterabstandes nur den Arbeiterinnen den Zugang zur dritten Zarge frei, da Arbeiterinnen kleiner als die Drohnen und die Königin sind. Dadurch ist gesichert, dass keine Brut in die dritte Zarge kommt und so nur Honig eingelagert wird, der sich dann später einfach vom Imker ernten lässt.

Aufgrund der großen Volksstärke kann der Bautrieb und der Brutpflegetrieb der Arbeiterinnen im Mai/Juni nicht mehr befriedigt werden, und es steigt im Bienenvolk das Bedürfnis sich durch schwärmen zu vermehren. Dazu werden Königinnenzellen (Weiselnäpfchen), an den Wabenrändern angelegt in die die Königin ein befruchtetes Ei legt. Durch die Größe der Zelle und durch eine spezielle Fütterung der sich bildenden Made wächst in der Zelle (Weiselzelle) eine neue Königin heran. Bevor die neue Königin schlüpft, nimmt ein Teil des Bienenvolkes größere Mengen an Honig auf und verlässt mit der alten Königin die Beute. Der Schwarm sammelt sich zuerst in der nähe der Beute, um dann nach einer neue Behausung zu suchen.

Der Imker achtet bei seiner wöchentlichen Durchsicht des Bienenvolkes, dass es zu keinem Schwarm kommt. Er unterbindet dies durch wegnehmen von Brutwaben zur Ablegerbildung, das ausbrechen der Weiselzellen oder des Einsatzes des Zwischenbodens.

Der nun im Mai und Juni gewonnene Überschuss an Brutwaben und Bienen kann zur Bildung von Ablegern genutzt werden. Die Ableger werden mit Weiselnäpfchen von Nachzuchtwürdigen Bienenvölkern versehen und nach der Begattung der Königin zu Reservevölkern aufgebaut oder zum umweiseln nicht mehr befriedigender Altvölker.

Nach der Schwarmzeit kehrt im Juli wieder Ruhe im Bienenvolk ein und der Imker kann nun den letzten Honig im Bienenjahr ernten.

Ein spannendes und ereignisreiches Jahr geht für den Imker nun zu Ende, und der Kreislauf beginnt von neuem.